Alberto Carlieri (Rom 1672-1720), Architektonisches Capriccio mit der Predigt des Heiligen Paulus auf dem Areopag von Athen. Öl auf Leinwand, Maße mit Rahmen B 172 x H 127 x T 10,5 (nur Leinwand cm B 135 x H 99) Preis: Verhandlungssache Objekt mit Echtheitszertifikat und kunsthistorischer Expertise (als Anhang am Seitenende) Das große und wertvolle Gemälde, ausgeführt in Öl auf Leinwand, zeigt ein architektonisches Capriccio mit der Predigt des Heiligen Paulus auf dem Areopag von Athen. Das Werk wird dem berühmten römischen Maler Alberto Carlieri (Rom 1672-1720) zugeschrieben. Auf der Rückseite des Rahmens befinden sich zwei Siegellack-Siegel mit Wappen und Motto des Auftraggebers oder eines späteren adeligen Besitzers. Das Adelwappen besteht aus zwei Schildhaltern (menschliche Figuren in Waffen), die einen samnitischen Schild halten, zusammengesetzt und gespalten, d. h. aus der Vereinigung von zwei vertikal getrennten Familienwappen: rechts ein aufgerichteter Löwe, links ein Sparren, begleitet von drei Spindeln, zwei im Schildhaupt und eine im Schildfuß platziert. Der Schild ist von einem Profilhelm gekrönt, Symbol der adeligen Zugehörigkeit der Familie, geschmückt mit Helmdecken. Der alte Adel und die feudale Macht werden durch die Burg bestätigt, die den Helm überragt, dargestellt als eine starke, guelfisch gezinnte Festung, versehen mit zwei Türmen, jeder mit drei Zinnen. Das Wappen wird von einem Motto begleitet «STET FORTUNA DOMUS/ FORTES FORTUNA JUVAT». Der erste Teil kann ins Deutsche übersetzt werden mit «Möge das Glück im Hause bleiben» während «Fortes fortuna (ad)iuvat» die Version ist, die Terenz (Phormio 203) und Plinius dem Jüngeren (in seinem ersten Brief an Tacitus, bezogen auf seinen Onkel, Plinius den Älteren) zugeschrieben wird, von «Audentes fortuna iuvat», ein Ausdruck von Vergil, der von Turnus in seiner Mahnung an seine Männer, Aeneas anzugreifen, verwendet wird. Wörtlich «Das Schicksal begünstigt die Mutigen», wird der Ausdruck üblicherweise ins Deutsche übersetzt mit «Das Glück hilft den Tüchtigen». Eine dem hier beschriebenen Wappen gewidmete Studie könnte daher den Namen der Adelsfamilie enthüllen, die das Gemälde besaß, und dem Werk eine mögliche Sammlungsgeschichte hinzufügen. Die Komposition der Leinwand ist, wie wir sehen werden, charakteristisch für den künstlerischen Ausdruck von Carlieri. Das dargestellte Sujet, nämlich die Predigt des Heiligen Paulus, ist inmitten von gewaltigen architektonischen Überresten der Fantasie angesiedelt, den sogenannten «Architektonischen Capricci». Das architektonische Capriccio, ein künstlerisches Genre, das ab dem 17. Jahrhundert in der italienischen Malerei seinen Weg findet, zeichnet sich durch die Darstellung fantastischer Architekturen oder perspektivischer Erfindungen aus, die manchmal mit Elementen kombiniert werden, die frei der Realität entnommen sind. Die gegenständliche Leinwand weist ein bemerkenswertes künstlerisches Interesse und eine bedeutende malerische Qualität auf. Die szenografische Architektur der Erfindung verleiht dem Ort eine feierliche Klassizität, verstärkt durch das Spiel von Licht und Schatten, das als Bühne und Rahmen für die Szene dient. Im Vordergrund, aus dem Schatten, taucht rechts eine teilweise eingestürzte Kolonnade auf, während links Teile von Säulen, darunter ein Kapitell korinthischer Ordnung, auf dem Boden aufgestapelt sind. Die Personen befinden sich in der Mitte der Leinwand, im Hintergrund. Ringsum sind die Reste klassischer Gebäude beschrieben, die sich durch einen zusammengesetzten Stil auszeichnen: glatte Säulen, korinthische Kapitelle, Gebälke mit Metopen und dorischen Friesen. Auf der rechten Seite sieht man ein Grab und noch weiter eine große, mit Reliefs verzierte Marmorvase. Den architektonischen Raum schließt ein mächtiges Bauwerk mit Arkade und großem Bogen, Relief mit römischen Soldaten, Lisenen und Säulen zusammengesetzter Ordnung. Einige Grüns sind an seinem Gipfel hervorgekommen und verleihen der Leinwand malerische Züge. Die Landschaft verblasst am Horizont, wo man eine Bucht, das Meer und ein mit bläulichen Tönen beschriebenes Vorgebirge erkennen kann. Der heitere und blaue Himmel ist von dampfenden, graurosa Wolken gezeichnet. Die beschriebene Szene ist die Predigt des Heiligen Paulus auf dem Areopag von Athen. Der Heilige Paulus ist aufgrund einiger Elemente, die zu seiner traditionellen Ikonographie gehören, eindeutig erkennbar: dargestellt als grauhaarig und kahlköpfig, mit einem langen und länglich geformten Bart, trägt er eine grüne Tunika mit rotem Mantel und hält hier mit der linken Hand ein Schwert mit der Spitze nach unten. Das Schwert, Symbol der Macht, hat eine doppelte Interpretation: es spielt sowohl auf die Enthauptung, d. h. das Martyrium des Heiligen Paulus, als auch auf die Stärke des Glaubens und die Verkündigung des göttlichen Wortes an. Paulus sprach nämlich zu den Heiden, d. h. zu den Völkern der griechisch-lateinischen Kultur, die von den Juden als Heiden betrachtet wurden, vom «Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes» (Eph. 6,17). Das Schwert ist ein Teil der geistlichen Rüstung, die Paulus zu tragen sagt, um wirksam gegen das Böse zu kämpfen. Die dargestellte Szene ist von dem Moment inspiriert, in dem Paulus in Athen eine Rede auf dem Areopag hält (in der Apostelgeschichte 17:16-34). Es ist einer der dramatischsten und detailliertesten Momente in der Missionskarriere des Heiligen Paulus. Der Apostel war bei seiner Predigt in Thessaloniki und Beröa im Norden Griechenlands auf Widerstand gestoßen und reist zwischen Ende 49 und Anfang 50 nach Athen, um in Sicherheit zu sein. Betrübt darüber, Athen voller Götzen zu sehen, geht Paulus zum Areopag, dem hohen Gericht von Athen, um zu erklären, was er vertrat. "Areopag" bedeutet wörtlich "Felsen des Ares"; es war ein Ort, an dem sich Tempel, kulturelle Einrichtungen und das hohe Gericht der Stadt befanden. Die Rede des Paulus basiert auf fünf Hauptpunkten: die Unkenntnis des heidnischen Kultes; das Objekt der Verehrung ist der einzige Schöpfergott; die Beziehung Gottes zur Menschheit; Götzen aus Gold, Silber und Stein als Objekte des falschen Kultes; und abschließend ist es an der Zeit, der Unkenntnis ein Ende zu setzen. Diese Rede ist einer der ersten Versuche, die Natur Christi zu erklären, und ein erster Schritt auf dem Weg, der zur Entwicklung der Christologie führt. Das Werk, das auch in den Details und den kleinen Figuren mit großer Finesse gemalt ist, kann sicherlich dem bedeutenden römischen Maler Alberto Carlieri (Rom, 1672 - 1720) zugeschrieben werden, da man gemeinsame stilistische Motive seiner Arbeiten feststellen kann. Charakteristische Elemente sind die suggestiven kompositorischen Anordnungen und die bemerkenswerte Meisterschaft in der Regie des Lichts, sowie der Reichtum der Architektur und der raffinierte, sowie minutiöse, Beschreibungsstil der Details. Eigenartig für den Autor ist auch die lebhafte Haltung der Figuren, die mit Leichtigkeit im Gebrauch der Farbe gelöst und harmonisch in die Architekturen eingefügt sind. Carlieri wurde 1672 in Rom geboren und begann unter der Leitung von Giuseppe de Marchis mit dem Studium der Architekturmalerei. Er wurde Schüler und später Mitarbeiter von Andrea Pozzo. Carlieri, der in den berühmtesten römischen Gemäldesammlungen, von der Sammlung von Filippo II. Colonna, der Rospigliosi und des Kardinals Valenti Gonzaga, vertreten war, entwickelte gut erkennbare Kompositionsmuster, die nicht nur von der Malerei des Meisters, sondern auch von der von Viviano und Nicolò Codazzi beeinflusst waren. Seine malerische Tätigkeit ist anhand der signierten Werke nachvollziehbar, um die herum es möglich war, einen nicht kleinen Katalog von Leinwänden zu erstellen. Die Nachrichten über Carlieri und seine signierten oder datierten Werke verteilen sich zwischen 1690 und etwa 1720. Nichts Genaues ist über das Leben des Malers bekannt, der kurz nach 1720 in Rom gestorben sein soll. Unter den Studien über Carlieri ist das, was Marshall untersucht hat, und später von Giancarlo Sestieri bekräftigt wurde, über den Einfluss von Giovanni Ghisolfi (Mailand 1623-1683) und Giovanni Paolo Panini (Piacenza 1691 - Rom 1765) auf die Architekturen unseres Malers von Bedeutung. Es gibt einige Zuschreibungsbedenken bei bestimmten Werken, die historisch Panini oder Ghisolfi zugeschrieben werden, die stattdessen Carlieri oder umgekehrt zurückgegeben werden könnten. Im Zentrum eines Zuschreibungsstreits steht das Capriccio mit der Predigt eines Apostels, das als Panini-Autograph im Christlichen Museum von Esztergom in Ungarn aufbewahrt wird, das aber auch Ghisolfi oder demselben Carlieri zugeschrieben wurde, wie Sestieri vorschlägt . Sicherlich greift unser Maler, besonders in vertikal entwickelten Leinwänden, zahlreiche Elemente aus dem “Esztergom composition”, wie dieses Kompositionsmodul in all seinen Varianten definiert wird, wieder auf. Es handelt sich um Kompositionen, in denen die großen Architekturen fragmentarisch sind; pittoreske Grüns bedecken sie teilweise; architektonische Reste finden sich auf dem Boden aufgehäuft; es ist immer ein architektonisches Detail mit dem unterbrochenen Gebälk der Kolonnade vorhanden; die Perspektive hat eine seitliche Flucht in Bezug auf die Komposition; es ist oft eine Szene dargestellt, die die Predigt Christi oder eines Heiligen darstellt. Carlieri nutzt dieses Kompositionsschema mit Ausdauer. Wir können es teilweise auch in dem gegenständlichen Gemälde finden, obwohl es horizontal entwickelt ist. In diesen Gemälden und im Allgemeinen in den Arbeiten dieses Künstlers findet man oft einige Figuren oder Objekte, die der Autor gerne mit einigen kleinen Variationen einfügt. Darunter befindet sich die Vase aus der klassischen Zeit aus Stein mit weiblichen Figuren in Relief. Ebenso die halb liegende Person, die sich mit einem Arm auf dem Boden abstützt. Dieses Detail, sehr häufig und auch spiegelbildlich dargestellt, kann fast als eine Signatur von Carlieri betrachtet werden. Der Autor stellt mehrmals die Predigt eines Apostels dar. Wie Sestieri betont, dürften die Sujets die Aufträge von Carlieri geleitet haben. Einige feierten daher größeren Erfolg, gemessen an ihren zahlreichen Versionen, wie die «Parabeln» oder die «Predigten» Christi oder von Aposteln. In der vorliegenden Studie (siehe beigefügte Expertise) wurden einige der bedeutendsten Beispiele zum Vergleich herangezogen. Carlotta Venegoni
Epoche: 17. Jh.
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